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Am 01.05.1977 ging es dann los, ich war auf der MS Bornheim gemustert und fuhr mit weiteren Ablösern mit dem Taxi von Bremen nach Antwerpen . Die Fahrt ging über die noch wenigen holländischen Autobahnen bis an die niederländisch-belgische Grenze, der BASF-Hafenbereich lag dierekt hinter der Grenze. MS Bornheim war über ein Jahr nicht in Europa gewesen, die letzte Reise führte von Tampa mit Phosphat nach Antwerpen.

Typischer Liegeplatz für MS Bornheim

MS BORNHEIM (DEHZ) – Massengutschiff – Rheinstahl Nordseewerke, BRT 26.516, Maschine MAN 11.200 PS, IMO 6608725,
Bau-Nr.
Trampschifffahrt für verschiedene Charterer: Antwerpen-Kanada-Europa-Kanada-Europa-Kanada-Europa-Surinam-USA-Europa-USA-Kanada-Rotterdam, Fahrtzeit 1977 - 6 Monate 1 Tag.

Schwesterschiff ESCHERSHEIM

In der Zeit, in der MS Bornheim bei BASF entladen wurde, bekam ich meine erste Einweisung in den Tagesbetrieb Hafen mit seinen Eigenarten wie Filterreinigen und Hafenwachbetrieb, im Übrigen wurde Proviant und Stores übernommen. Am 05.05.1977 stand ich mit den Motorenwärtern, alles Mehrzweckpersonal, am Heck zum Losmachen, Schlepperfestmachen und der Revierfahrt durch die große Seeschleuse zur Schelde.

Wärend der Revierfahrt wurde ich in der 8/12-Wache dem Chief, dem Leitenden Ingenieur Albert Peper zugeteilt, der 2. Ing auf der 4/8-Wache hatte einen der Motorenwärter und der 3. Ing auf der 0/4-Wache ebenfalls einen Motorenwärter mit auf der Revierwache. Da wir, wie sich herausstellte, teilweise recht lange Revierfahrten hatten, wenn wir Häfen in Kanada und Südamerika bedienten, die nicht direkt an der Küste lagen, war dies eine sinnvolle Sache. MS Bornheim war zwar schon mit einer Fernsteuerung der Maschine von der Brücke ausgestattet, die recht einfach von der Maschinenraumlüftung gekühlt wurde, aber das Klarmachen der Maschine wurde vor Ort ohne Maschinenkontrollraum, wie ich ihn später kennenlernen sollte, durchgeführt. Nach kurzer Zeit wurde aber vom Chief bestimmt, dass ich unabhängig von der Ablegezeit für das Ablegemanöver dem jeweiligen Wachingenieur zu assistieren hatte.

In der ersten Phase meiner Assistentenfahrtzeit lernte ich das Zusammenspiel der verschiedenen Kreisläufe (Seekühlwasser, Frischkühlwasser, Schmieröl, Dieselöl/Schweröl) kennen, die zum Betrieb einer Antriebsmaschine und der Generatorendiesel notwendig sind. Ein wichtiges System war bei diesem Schiffstyp das Lenz- und Ballastsystem, das die Ballasttanks vor Ladungsbeginn leerte, nach Ladungsreiseende für eine Ballastreise füllte bzw. die Laderaum- und Maschinenraumbilgen trocken hielt.

Die nächste Reise führte uns in Ballast zur Ostküste Kanada, Havre-Saint-Pierre an der St. Lorenz-Mündung wurde am 17.05.1977 erreicht, eine Teilladung Ilmeneit wurde bis zum 19.05.1977 geladen. Die Restladung haben wir in Quebec am 20.05.1977 geladen, Abfahrt nach Europa war am 21.05.1977.

Der erste Entladehafen war Antwerpen, nach einer Revierfahrt mit Durchfahrt der großen Seeschleuse war der Liegeplatz am 03.06.1977 erreicht.

Innenstadt von Antwerpen

Die Weiterfahrt ging dann abends am 04.06.1977 von Antwerpen nach Rotterdam-Vlaardingen , das wir am Vormittag des 05.06.1977 erreichten. Vom Bahnhof Vlaardingen Oost konnte man sehr schnell die Rotterdamer Innenstadt erreichen.

Nach Beendigung des Entladevorgangs am 08.06.1977 sind wir in Ballast wieder in Richtung kanadische Westküste gefahren.
In Quebec , unserem ersten Ladehafen, kamen wir am 21.06.1977 an. Die Revierfahrt auf dem St Lorenz-Strom ist wirklich sehr schön.

Am 24. Juni ist der National Holiday of Quebec, an diesem Tag ist noch mehr Musik in der Stadt als sonst, jede Kneipe hat irgendwelche Musiker zu bieten.

Typische Ansicht von Quebec mit dem Chateau Frontenac

Am 27.06.1977 war der Ladevorgang in Quebec beendet, wir fuhren über den St. Lorenz-Strom und an der Küste von New Brunswick nach Dalhousie, unserem 2. Ladehafen. Dort kamen wir am 29.06.1977 abends an. Da unser Steward in Quebec achteraus gesegelt war, musste einer unsere Motorenwärter in der Offiziersmesse aushelfen. Er war uns zur Abfahrt in Dalhousie angekündigt worden, nachdem er aber nicht kam, reiste MS Bornheim ohne ihn am 01.07.1977 ab. Unsere Ladung war diesmal Zinkkonzentrat.

Den Entladehafen Antwerpen erreichten wir am 13.07.1977 um Mitternacht, die Revierfahrt wurde sehr langwierig, da der Liegeplatz im inneren Hafen lag, zu erreichen über die großen Seeschleusen.

am 16.07.1977 war der Entladevorgang beendet, die nächste Reise begann, die uns nach Smalkalden/Surinam  in Ballast führte. Dort sollte Bauxit geladen werden.

Am 28.07.1977 kamen wir an der Ladestelle am Surinam River an, die Revierfahrt führte uns zunächst über die Barre, die der Fluß an der Mündung aufgeworfen hatte, an der Hauptstadt Paramaribo vorbei bis nach Smalkalden.

Luftaufnahme von Smalkalden (Copyright by Panoramio)

Am 30.07.1977 waren wir schon wieder auf der Weitereise nach Burnside/Mississippi , die Barre an der Mündung haben wir mit der Nutzung 2er Ballasttanks für die Motorenkühlung verwendet, um kein Seekühlwasser von Aussenbords ansaugen zu müssen. Leider waren schon auf der Anfahrt nach Smalkalden alle Kühler und auch die Seewasserspülung der Toiletten durch Sedimente verschmutzt, auf der Weiterreise mussten alle Kühler gereinigt werden sowie Spülventile der Toiletten aus- und wieder eingebaut werden.

Am 09.08.1977 kamen wir nach einer längeren Revierfahrt in Burnside am Missisippi an, bereits am 10.08.1977 war die gesamte Ladung gelöscht und wir fuhren weiter in Ballast nach Tampa/Florida.

Bevor wir in Tampa an die Ladepier für eine Phosphatladung nach Antwerpen gehen konnten, lagen wir vom 12.08. bis zum 16.08.1977 auf Reede.

In Tampa wurden wir bis zum 20.08.1977 beladen, Besuche in Diskotheken waren von der Tatsache geprägt, dass Elvis Presley wenige Tage vorher verstorben war. Außerdem lag ein Schiff der Hamburg Süd Reederei genau gegenüber unseres Liegeplatzes und bei einer Reportage an Bord dieses Schiffes waren wir plötzlich auch im amerikanische Fernsehen zu sehen.

Ab dem 20.08.1977 waren wir dann voll beladen unterwegs nach Antwerpen/Belgien , Liegeplatz bei BASF. Diesen erreichten wir in der Nacht zum 03.09.1977 nach kurzer Revierfahrt.

Die Entladung war dann am 06.09.1977 beendet, wir verholten nach Vlissingen/Niederlande , wo die Laderäume nu gemalt werden sollten sowie zum Schluss einige Seekühlwasserleitungen, die von der Bauwerft angefertigt wurden, durch die Besatzung ausgetauscht werden sollten. Abends hatte ich dann einige Tage freibekommen, um mit einem Leihwagen, den ich mir an einer Autovermietung holte, nach Bremen zu fahren, um dort den Geburtstag meiner Großmutter zu feiern. Da die Niederlande bereits die Sommerzeit eingeführt hatten und Deutschland noch nicht, war die Fahrt in der Nacht anstrengend und die Rückfahrt tagsüber gewöhnungsbedürftig, um nicht zu spät an der Autovermietung zurück zu sein.

Zurück an Bord haben wir dann die Seekühlwasserleitungen ausgetauscht, der Elektriker hatte den Notdieselgenerator mit der Maschinenraumbeleuchtung verbunden, weil unsere 3 Dieselgeneratoren abgeschaltet wurden. Alles verlief planmäßig, alle Leitungsteile passten.

Am 11.09.1977 waren alle Wartungsarbeiten erledigt, wir wurden zunächts in Ballast mit Generalkurs Ostküste Kanada/USA losgeschickt, da unsere Frachtabteilung noch keinen neuen Auftrag hatte. Dementsprechend waren wir mit kleiner Geschwindigkeit unterwegs. Auf halber Strecke bekamen wir dann den konkreten nächsten Ladehafen genannt, es war Philadelphia , wo wir Kohle für Sorel am St Lorenz anliefern sollten. Und das wo gerade die Laderäume mit einer silbernen Farbe neu gestrichen wurden.

In Philadelphia kamen wir nach typischer Fluß-Revierfahrt abends am 23.09.1977 an. Die Beladung war etwas abenteuerlich und wurde auch nur tagsüber durchgeführt, da die Beladung nach einem System durchgeührt wurde, bei dem das Schiff zur Teil-Beladung seiner Laderäume immer wieder verholt werden musste, da die Verladeanlage stationär war. Drei Dampfmaschinen wurden beutzt, um die Kohlewaggons zur Verladestelle zu bringen, diese anzuheben und dann umzukippen, damit die Kohle in den betreffenden Laderaum fiel. Die leeren Waggons rollten nach dem Absetzen über Gefälle  aus der Anlage heraus. Man kan sich vorstellen, dass bei dieser Art der Verladung auch einiges daneben geht. Zum Beladen von Laderaum 1 wurde achtern ein Schlepper gebraucht, der das Schiff an die Pier drückte, da es in den Fluss hineinragte. Abends konnte man in die nächstliegenden Kneipen gehen oder wie ich mit der Straßenbahn nach Downtown fahren. Durch ein Missverständniss fuhr ich beim ersten Mal bis zur Endhaltestelle, statt auf halber Strecke in die Hochbahn umzusteigen. Mit diesem Hinweis bin ich dann die folgenden Male rechtzeitig umgestiegen. Zu Fuß durch typische afro-amerikanische Wohnviertel zu gehen war überhaupt kein Problem, im Gegensatz zum Wohngebiet in der Nähe der Ladeanlage, wo ich eines Abends unter Polizeischutz zum Schiff gebracht wurde, da mich einige weiße Jugendliche angegriffen hatten.

Die Beladung war dann am 30.9.1977 beendet, wir verließen Philadelphia nach der Revierfahrt für unsere amerikanischen Küstenschiffahrt.

Als wir dann nach einer längeren Revierfahrt an Quebec vorbei am Morgen des 06.10.1977 Sorel  erreichten, war von Löschen der Ladung noch keine Rede. Wir lagen noch bis zum 11.10.1977 auf Reede in der Flussmitte, die Schiffsführung hatte am 08.101977 eine Busfahrt für die Besatzung nach Montreal organisiert, wir kamen auch am Olympiagelände vorbei, wo noch Baukräne standen, als ob die Bauarbeiten für die Olympiade noch nicht abgeschlossen wäre.

Der erste Teil der Entladung brachte uns am 11.10.1977 an die Pier, ein Schiff mit Priorität  verwies uns am 13.10.1077 wieder auf den Reedeplatz. Am 15.10.1977 ging die Entladung weiter, im Anschluss wurde dann Titanschlacke für Rotterdam bis zum 19.10.1977 geladen.

Die Überfahrt nach Europa verlief ereignislos, meine Ablösung war beschlossen, um meine Ausbildung auf einem anderen Schiffstyp fortzusetzen. Vom 31.10.1977 bis zum 02.11.1977 lagen wir auf Reede vor Rotterdam , nach dem Festmachen in Rotterdam kam die Ablösung und eine größere Gruppe aus unterschiedlichen Abteilungen wurde mit Kleinbussen zurück nach Bremen gebracht.

Jetzt hatte ich erst mal Urlaub, den ich mit einer Wanderwoche mit meinem Bruder auf Mallorca und andern Unternehmungen verbrachte, bis ich vor Weihnachten auf dem Turbinentanker Bremen anmusterte.

MS Bornheim wurde 1982 nach Auflösung der Kosmos Bulkschiffahrt an die Reederei Leonhard & Blumberg verkauft und unter dem Namen Walter Leonhard unter Zypernflagge gebracht. Im Rahmen meiner späteren Stellensuche als Schiffsingenieur wurde mir diese Schiff angeboten. Man hat dies mit dem Hintergedanken gemacht, da ich das Schiff kennen würde. Ich habe dieses Ansinnen aber abgelehnt, da man mich nur als 2. Ingenieur unter einem Chief von den Philippinen einsetzen wollte. Da hätte ich dann die ganze Arbeit gehabt. MS Walter Leonhard ist dann am 18.02.1990 auf ca. 34 N 47 W nach Wassereinbruch gesunken, es war eine dieser typischen Reisen für BASF von Tampa nach Antwerpen.

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