Zurück zur Aufliegerzeit auf Bonn1978

Am Samstag, den 07.10.1978 ging dann der Flug BA 769 von Bremen nach London/Großbritannien , das Flugzeug war eine BAC one-eleven, Anschlussflug war dann von London über Bombay, Perth und Melbourne nach Auckland/Neuseeland mit Flug BA 9 in einer Boeing B747.

Flug Bremen-London und London-Bombay-Perth-Melbourne-Auckland

Durch den Flug gegen die Uhr kamen wir am Sonntag, den 08.10.1978, um 10:50 Ortszeit in Bombay an. Um 12:15 Ortszeit wurde der Flug fortgesetzt. Um 23:15 Ortszeit sind wir in Perth/Australien gelandet. 

Am Montag, den 09.10.1978 sind wir dann um 00:45 Ortszeit wieder gestartet. Die Landung in Melbourne war um 07:00 Ortszeit, der Start um 08:00, Montag, die Landung in Auckland um 13:15 Ortszeit. Die anschließende Taxifahrt nach Mount Manganui dauerte bis zu Nachmittag. Wir waren eine ziemlich große Gruppe, die abgelösten Bordmitglieder haben wir nicht getroffen, da diese mit einem Flugzeug nach Auckland geflogen sind.

 BJ 1977, AG Weser, Bremen, Bau-Nr. 1403

Die Rüdesheim kam von Häfen in Australien, dort war der Großteil der Ladung übernommen worden. In Mount Manganui wurde die letzte Ladung, Papierrollen, mit dem eigenen Ladegeschirr übernommen. Jedes Mal, wenn es zu regnen begann, musste der Ladevorgang beendet und die Luken geschlossen werden.

Die Schiffsleitung hatte deswegen auch kein Problem damit, jeweils die Hälfte der Besatzung auf einen Tagesausflug in der Umgebung zu schicken, der eine Mischung aus Naturschauspiel, alte Maori-Kultur und Einblick in die Landwirtschaft war.

Am Sonntag, den 14.10.1978 fuhr ich mit meiner Gruppe zunächst nach Roturua, um Geysire und andere vulkanische Aktivitäten zu besichtigen. Der erste Halt war der Rainbow Springs Nature Park. In der Nähe von Tauranga gab es auch ein Kulturzentrum der Maori, und auf einer Schaffarm erlebten wir Schafscherer und Hütehunde, die Schafe hin und her trieben. Bei unserer Fahrt durch die Landschaft der Nordinsel Neuseelands hatten wir auch einen Ausblick auf 2 Seen, die blau beziehungsweise grün erschienen.

Am Donnerstag, den 19.10.1978 war dann die letzte Papierrolle gestaut und wir konnten Abends ablegen, um in 2 chinesischen Löschhäfen unsere Ladung wieder abzugeben. Bevor wir die Maschine klar machen mussten, wir waren diesmal mit 3 Ing-Assis in der Maschine, hatte ich noch eine Sonderaufgabe zu erledigen. Für unsere Maschinenraumlüfter auf dem Brückendeck sollten aus gekanteten Blech zusätzliche Regenabweiser gebaut werden, damit während der Äquatorüberquerung, die jetzt anstand, weniger Wasser in den Maschinenraum gesaugt werden würde. Also Blech kanten, anpassen, malen und montieren. Bei der Montage passierte es, ich kam auf der Leiter ins Straucheln und konnte gerade noch alles wegwerfen, bevor ich aufs Deck knallte. Das Ergebnis waren eine angebrochene Rippe und ein ausgekugelter kleiner Finger. Den Finger habe ich mir gleich wieder eingekugelt und die Montage ordnungsgemäß beendet.

Für die ersten Nächte haben dann wir Assis wegen nicht ordnungsgemäß laufender Maschine Wache geschoben, für mich erst mal eine Tortur.

Den ersten Löschhafen Dairen (heute als Dailian bekannt),  erreichten wir am Samstag, den 04.11.1978, aber den Liegeplatz auf Reede haben wir erst am Freitag, den 10.11.1978 verlassen. Dabei sind wir mit unserem Trinkwasservorrat an die Grenze gestoßen, da wir kein Wasser selbst erzeugen konnten, weil der Verdampfer mit Motorkühlwasser beheizt wurde und die Trinkwassererzeugung nur in tieferen Gewässern während der Reise stattfinden durfte. In Dairen haben wir die Papierrollen und einen Teil der Stahlladung, die in einem australischen Hafen geladen worden war, gelöscht, dabei haben wir mit unserem ausladenden Backdeck wohl beim Verholen einen Hafenkran beschädigt.

Kulturmäßig wurde auch in chinesischen Häfen etwas geboten, wir konnten eine chinesische Oper besuchen und ich habe mir eine chinesische Geige gekauft. Die hielt aber leider nicht sehr lange, weil alle darauf spielen wollten.

Am Vormittag des 17.11.1978 haben wir Dairen mit Kurs auf Shanghai verlassen. Es war uns in Aussicht gestellt worden, dass wir mit Ladung von China nach Europa fahren sollte, aber durch die Liegezeit auf Reede bis zum 23.11.1978 war diese Ladung für uns nicht mehr verfügbar. In Shanghai haben wir die restlichen Stahlteile gelöscht und sind dann am Samstag, den 25.11.1978 mit Kurs auf die amerikanische Westküste in Ballast ausgelaufen.

Vorher haben wir noch in einem Fußballspiel gegen eine Schülermannschaft auf einem Schulfußballplatz gespielt, ohne viel Training aber mit viel Beifall von den Schülern. Wir konnten vor dem Spiel kaum trainieren und uns wurden nur wenige Chancen geboten. Aber es war wie bei Olympia: Dabei sein ist alles.

Zu Übungszwecken hatte ich mit Unterstützung eines nautischen Offiziers eine Stabilitätsrechnung für diese Ballastreise angefertigt, bei der der der Unterraum von Laderaum 2 mit Ballastwasser gefüllt wurde.

Am 03.12.1978 haben wir die Datumsgrenze überquert und deswegen diesen Sonntag 2 mal gehabt.

Am Sonntag, den 10.12.1978 sind wir in Tacoma angekommen. Tacoma liegt am südlichen Ende eines Sundes, an dem auch Seattle liegt. Was wir nicht wussten, war dass durch die umliegenden Sägewerke viele Holzspäne ins Wasser gelangten, die wir uns in unser Seekühlwassersystem holten. Die Seewasserfilter waren schnell voll, aber einige dahinter liegenden Systeme wie die Kühler waren trotzdem auch verstopft und mussten später gereinigt werden. Durch die Filterverstopfung hatten wir schnell Probleme mit der Kühlwassertemperatur der Hilfsdiesel und mussten als Folge davon an den angehängten Kühlwasserpumpen die Gleitringdichtungen wechseln.

In Tacoma haben wir nach Entleerung des Ballastwassers aus Laderaum 2 Kupferplatten für China geladen. Mit dieser Ladung sind wir am 14.12.1978 nach New Westminster  in Kanada gefahren, wo wir am 15.12.1978 ankamen. Wir lagen im Stadtzentrum am Fraser River, es war kalt aber eisfrei. In New Westminster haben wir Pottasche in Säcken geladen.

In New Westminster haben wir die Weihnachtszeit verbracht. Wir wurden auch von der örtlichen Kirchengemeinde beschert.

Am 25.12.1978 habe ich mit meinem 3. Ingenieur John Poulter, der in Tacoma angemustert hatte, einen Ausflug nach Horseshoe Bay nördlich von Vancouver gemacht, dieser Ort ist einer von zwei großen Fährterminals für die Fahrt nach Vancouver Island. Wir haben dazu die öffentlichen Busse benutzt. Mit dabei war Steffen Spielke, Auszubildender zum Matrosen.

Horseshoe Bay Park

Am 26.12.1978 bin ich dann mit einer Gruppe der Besatzungsmitglieder nach Grouse Mountain , dem Hausberg im Norden von Vancouver zum Skifahren gefahren. 

Am 30.12.1987 war das Beladen mit Pottasche beendet, wir haben dann eine kurze Verholreise nach Vancouver gemacht, wo wir noch am gleichen Tag ankamen. Hier sollten Caterpillar-Raupenschlepper geladen werden. Bis zum 11.01.1979 wurden insgesamt 19 Einheiten mit Zubehör verladen.

Aber zunächst war erstmal Silvester, wir konnten ein schönes Feuerwerk beobachten und haben mit anderen Schiffen Tyfon-Grüße getauscht.

Am Sonntag, den 07.01.1979 habe ich mit meinem 3. Ingenieur John Poulter einen weiteren Ausflug gemacht, diesmal nach Süden zum 2. Fährterminal von Vancouver, Tsawwassen.

Dort haben wir kurzerhand  eine Fahrt mit der Queen of Saanich (oder einem der Schwesterschiffe) der Reederei British Columbia Ferry Corporation von Tsawwassen nach Swartz Bay angetreten. Es gibt dort eine sehr spektakuläre Durchfahrt zwischen Galiano Island im Norden und Mayne Island im Süden, wo mehrere 90° Kurven zu bewältigen sind. Ein Mann an der Ankerwinde stand immer zur Verfügung.

Am 11.01.1979 haben wir Vancouver verlassen, um noch weiter nach Norden zu fahren, eine Route die heute von vielen Passagierschiffen befahren wird, wir befuhren ein Teilstück der Inside Passage zwischen Vancouver Island und dem Festland mit den Rocky Mountains. In Ocean Falls am Ende eine Fjords kamen wir am Samstag, den 13.01.1979 an. Dieser Ort kann nur mit dem Fährschiff oder einem Wasserflugzeug, oder damals mit einem Frachtschiff, erreicht werden.

Hier haben wir Papier in Rollen geladen, ähnlich denen, die wir in Mount Manganui geladen hatten.

Höhepunkt war hier ein Arrangement mit einer örtlichen Schule, wo wir Hallenfußball und Volleyball gespielt haben.

Bei einem Treffen, das John Poulter und ich mit einem der Lehrer in einer örtlichen Kneipe hatten, wurden wir eingeladen, bei ihm zuhause ein paar Stunden zu verbringen.

Aufgrund der starken Kälte kam es dazu, dass unsere Feuerlöschleitungen an Deck einfroren, und zu Auftauen ausgebaut und in den Maschinenraum gebracht werden mussten. Ein Bootsmanöver, das nur zum Aussetzen des Rettungsboot zu Übungszwecken veranstaltet wurde, lief etwas aus dem Ruder, da die Bremse beim Ablassen des Bootes versagte und einer der nautische Offiziere dabei ins Wasser fiel. Ihm war zum Glück bis auf eine Unterkühlung nichts passiert. Den Motor unseres 2. Rettungsboot zu starten fiel auch aus, da kondensiertes Wasser gefroren war.

Am 17.01.1979 hatten wir alle Papierrollen geladen und sind auf einem Großkreis nach China gestartet.

Löschhäfen waren Hsinkiang, Tsingtao und der südlichste Hafen Amoy, ein Reedehafen.

Unterwegs war ein Ereignis, dass der Samstag, der 27.01.1979 auf der Überfahrt entfallen musste, wir hatten die Datumsgrenze von Ost nach West überquert.

Am Mittwoch, den 07.02.1979 kamen wir auf Tientsin Reede an (der Hafen heißt heute Tianjin und ist der Ausgangspunkt für Fahrten nach Peking) und mussten bis zum Dienstag, den 20.02.1979 warten, bis wir in Tientsin einlaufen konnten. Dort haben wir bis zum Sonntag, dem 25.02.1979 Papierrollen, die Caterpillar-Raupenschlepper und einen Teil der Kupferplatten gelöscht.

Höhepunkt diese Hafen war eine Tagesfahrt nach Peking am 22.02.1979 und eine Halbtagesfahrt am Samstag, den 24.02.1979, in die Stadt Tientsin, es gab viel chinesisches Essen.

Am Sonntag, den 25.02.1979 haben wir die Weiterfahrt nach Tsingtao angetreten, wo wir am 26.02.1979 auf Reede eintrafen. Dort haben wir vom Mittwoch, den 28.02.1979 bis zum Donnerstag, den 01.03.1979 das restliche Kupfer entladen.

Damals gab es etwas Unruhe an Bord, da die chinesische Marine durch Grenzstreitigkeiten mit Vietnam jeden Tag Manöver fuhr, die wir von Bord aus beobachten konnten.

Die Pottasche in Säcken haben wir danach ab dem 04.03.1979 auf Reede Amoy entladen lassen. Dafür kamen chinesische Hafenarbeiter in Schichten an Bord, die die Säcke mit unserem Bordgeschirr bis zum 15.03.1979 entladen haben. In dieser Zeit hatten wir abends bis zur Abfahrt der letzten Fähre, die aussah wie ein Omnibus auf dem Wasser, Landgang.

Ab dem 15.03.1979 waren wir dann wieder unterwegs mit einer Ballastfahrt nach USA Westküste, da neue Ladung für China dort erwartet wurde.

Es wurde erneut die Datumsgrenze überfahren, wieder ein Seesonntag zweifach.

Am Samstag, den 31.03.1979 sind wir in der Bucht von San Francisco angekommen, dort haben wir unsere Schweröl-Doppel-bodentanks wieder durch ein Bunkerboot befüllt, danach fuhren wir den San Joaquin-River hinauf bis nach Stockton.

Am Dienstag, den 03.04.1979 endete meine Fahrtzeit auf MS Rüdesheim in Stockton/California, wir bekamen den Flug BA 286 um 20:15 Ortszeit von San Francisco mit einer Boeing B747 nach London, Ankunft um 14:15 am nächsten Tag, weiter um 17:05 Ortszeit mit Flug BA 768, Ankunft in Bremen um 19:05,  und ich hatte dann erstmal Urlaub.

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